Die deutsche Liebe zum Grillen hat ihre Wurzeln im Lagerfeuer, aber was, wenn wir sagen, dass die heutige Begeisterung für American Barbecue und Diner-Kultur auf die Ankunft der US-Truppen nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgeht?
Tatsächlich hat die Stationierung von amerikanischen Soldaten nicht nur politische und wirtschaftliche Spuren hinterlassen, sondern auch kulinarische.
Die Wurzeln des American Barbecue in Deutschland
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben hunderttausende amerikanische Soldaten in Deutschland stationiert. Sie brachten ihre eigenen kulinarischen Traditionen mit, darunter das Barbecue – eine Kunstform, die in den USA eine Mischung aus Südstaaten-Traditionen, afroamerikanischer Kultur und kolonialen Einflüssen ist. Das Raucharoma von Spareribs, saftiges Pulled Pork und die typischen Barbecue-Saucen fanden schnell ihre Fans unter den Deutschen. Viele Militärbasen hatten eigene Grillplätze, und die Deutschen, die in den umliegenden Regionen lebten oder arbeiteten, kamen in Kontakt mit dieser Art des Kochens.
Hinzu kommt die Art und Weise, wie sich amerikanische Soldaten verlegten: Anders als Europäer bauten sie schnell soziale Treffpunkte, darunter Restaurants, Cafés und Imbisse, die einen Geschmack ihrer Heimat boten. Diese Einrichtungen blieben oft bestehen, selbst als sich die Truppen reduzierten, und trugen zur Entstehung der American-Diner-Kultur in Deutschland bei.
Das Revival: Diners in den 90ern
In den 1990er-Jahren erlebte Deutschland eine Welle der Nostalgie für alles Amerikanische – von Filmen über Mode bis hin zur Kulinarik. Besonders Diner-Konzepte, inspiriert von den klassischen 1950er-Jahren, fanden ihre Blütezeit. Sie kombinierten den Charme von „Route 66“-Romantik mit einer einfachen Speisekarte: Burger, Milkshakes, Pancakes – und natürlich Barbecue. Diese Ära prägte das Bild, das viele Deutsche bis heute mit amerikanischem Essen verbinden.
Lars Eickmeyers BBQ-Reise
Unser Grillmeister Lars Eickmeyer erinnert sich, wie er in den 1990ern die ersten authentischen Berührungspunkte mit amerikanischer Gastronomie in Ostwestfalen erlebte. Besonders das Hanky Panky in Bielefeld-Altenhagen und das legendäre Roadhouse in Schloss Holte waren für Lars prägende Orte. „Das war echtes amerikanisches Flair – nicht der Pudding aus der Doktor-Oetker-Stadt, sondern der Geschmack von Freiheit und Abenteuer,“ erklärt er schmunzelnd. Hinzu kam Anfang der 2000er ein neuer Hype, als Marco Greulich als erster Deutscher den Weltmeistertitel im Grillen in den USA holte. Das hat laut Lars die BBQ-Szene in Deutschland nachhaltig geprägt: „Es geht hier nicht um den klassischen Grillabend mit Bier und Bratwurst, der oft fälschlich als Barbecue bezeichnet wird. Wir sprechen von authentischem amerikanischem BBQ – Spareribs, Pulled Pork und Smoked Brisket, wie sie auf den Smoker gehören.“
Warum American Barbecue heute boomt
Die Verbindung zwischen dieser frühen amerikanischen Einflussnahme und dem heutigen Boom von Barbecue-Küchen in Deutschland ist unübersehbar. Mit der wachsenden Food-Truck-Szene, Festivals und spezialisierten Restaurants wird das Barbecue nicht mehr nur als Essen, sondern als Erlebnis wahrgenommen. Es steht für Langsamkeit in einer schnellen Welt – für das zelebrierte Garen und Rauchen von Fleisch, das stundenlang auf einem Smoker verbringt.
Jetzt, wo amerikanische Barbecue-Konzepte wie die American Barbecue Kitchen offiziell in Deutschland landen, schließen sich die Kreise. Von den Nachkriegs-Traditionen bis hin zur modernen BBQ-Kultur zeigt sich, wie nachhaltig kulturelle Einflüsse sein können. Es ist kein Zufall, dass Deutschland heute eines der größten Publikumsmärkte für Barbecue-Festivals in Europa ist.
Ein echter Rauchring für alle kulinarischen Rebellen!