Analyse zur Stagnation von US-Food- und lateinamerikanischen Restaurantkonzepten in der deutschen Gastronomie
1. Veränderte Nachfrage und Marktsättigung
In den frühen 2000er-Jahren waren US-Food- Konzepte wie Burger und Steakhäuser sowie lateinamerikanische Spezialitäten (z. B. mexikanische Tacos und Burritos) in Deutschland ein Trend. In dieser Zeit waren diese Küchen exotisch, spannend und nahezu einzigartig. Für eine Vielzahl an Konsumenten waren Burger-Restaurants und Tex-Mex- Lokale oft der erste Kontakt mit „amerikanischer“ und lateinamerikanischer Küche. Die Nachfrage war daher hoch, was vielen dieser Konzepte in den 2000er-Jahren großen Erfolg und Umsatzwachstum brachte.
In den 2020er-Jahren haben sich die Konsumgewohnheiten und Ansprüche jedoch stark verändert. Durch die Globalisierung, den
wachsenden Tourismus und den Einfluss sozialer Medien haben viele Menschen direkten Zugang zu authentischen Küchen aus aller Welt. Was früher aufregend und neu war, gilt heute oft als „Mainstream“. Darüber hinaus hat sich der Markt für Burger und Tex-Mex stark gesättigt. Die Vielfalt der angebotenen Speisen und der Zuwachs an alternativen gastronomischen Konzepten haben dafür gesorgt, dass die Begeisterung für US-Food und lateinamerikanische Spezialitäten nachgelassen hat.
2. Empirische Entwicklung der Kundenbasis
In den 2000ern bestand die Hauptkundschaft dieser Gastronomiekonzepte aus jüngeren Menschen und Familien, die Interesse an internationaler Küche hatten. Die 2020er- Kundschaft jedoch ist deutlich anspruchsvoller und differenzierter geworden. Millennials und Generation Z, die mittlerweile den Hauptanteil der Gastronomiebesucher ausmachen, legen
mehr Wert auf Nachhaltigkeit, Authentizität und Qualität.
Auch die Pandemie hat das Essverhalten verändert. Gäste achten verstärkt auf gesunde und nachhaltige Ernährung und bevorzugen oft regionale und frische Zutaten gegenüber frittierten, oft schwereren Speisen. US-Food und Tex-Mex-Konzepte, die häufig auf Fast Food und convenience setzen, haben es daher schwer, diese gesundheitsbewussten Kundengruppen anzusprechen.
3. Einfluss der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie hat langfristig das Essverhalten der Deutschen verändert. Lieferdienste und „Ghost Kitchens“ gewannen an Bedeutung und setzen neue Standards in Bezug auf Flexibilität und Erlebnis. Traditionelle Restaurants mit stationärem Betrieb müssen sich anpassen, da viele Konsumenten mobile Angebote oder exklusive
Erlebnisse suchen, die mit Qualität und Vielfalt punkten.
Darüber hinaus sind durch die Pandemie die Produktions- und Lieferkosten stark gestiegen, was insbesondere US-Food-Konzepte mit oft importierten Zutaten vor wirtschaftliche Herausforderungen stellt. Auch Fachkräftemangel und steigende Lohnkosten im Gastrobereich führen dazu, dass einfache Konzepte wie Burger-Restaurants oft nur schwer profitabel arbeiten können.
4. Wandel des Geschmacks und Nachhaltigkeit als Kaufentscheidung
Konsumenten sind kritischer geworden und suchen nach Erlebnissen und authentischem Genuss. Einfache Burger und Burritos, die auf lange Transportwege oder industrielle Produktion zurückgreifen, treffen nicht mehr den Nerv der Zeit. Stattdessen bevorzugen viele Verbraucher innovative Konzepte, die neue Aromen bieten, lokales Produzieren
priorisieren und nachhaltige Materialien verwenden.
Die Tendenz in Deutschland geht hin zu kleineren, handwerklichen Küchen mit regionalen Zutaten und einem klaren Nachhaltigkeitsfokus. Die Berücksichtigung dieser Kriterien wird oft als Entscheidungskriterium beim Restaurantbesuch angeführt, was für viele standardisierte US- und lateinamerikanische Fast-Food-Konzepte schwer umzusetzen ist.
5. Fazit und Perspektiven
Insgesamt ist es für US-Food- und lateinamerikanische Konzepte in Deutschland schwieriger geworden, Umsatzsteigerungen zu erzielen, da sich die Anforderungen der Konsumenten stark verändert haben. Erfolg versprechender sind heute moderne Fusion- Konzepte, die auf Nachhaltigkeit und regionale Anpassung setzen, sowie Restaurants, die vermehrt auf Erlebnisgastronomie und
Flexibilität – wie Food Trucks oder Ghost Kitchens – eingehen.
In Deutschland könnte ein innovativer Ansatz für US- und lateinamerikanische Konzepte, die diese Trends berücksichtigen, durchaus Potenzial haben. Die Zukunft wird denjenigen gehören, die nicht nur auf Authentizität und Tradition setzen, sondern auch auf nachhaltige Innovation und ein ganzheitliches Gästeerlebnis.